Jetzt ist er nun zu Ende, der Winter, der nur selten Winter war. Von Mitte November bis zum 2. Januar sind wir in Gibswil auf Matten gesprungen - Netze drauf, Netze weg, Netze drauf, Netze weg...für dass ganze Prozedere brauchten wir teilweise nur noch eine halbe Stunde. Eigentlich ein Klacks, wenn man bedenkt, dass wir für die Präparation der Schanze mit Schnee ein Vielfaches an Zeit und Nerven investieren müssen. Am 20. Januar sind wir das einzige Mal in diesem Winter in Gibswil auf Schnee gesprungen, auf der HS15. In die Präparation haben wir ca. 7-8 Stunden Arbeit investiert - für eine einzige Trainingseinheit - unglaublich. Aber die Schweizer Illustrierte war da und hat Fotos gemacht (Schweizer Illustrierte Nr. 09 / 4. März 2016), also hat es sich auch ein bisschen gelohnt.
Wir haben diesen Winter von Anfang November bis Mitte März ca. 55 Trainingseinheiten unter der Woche angeboten, plus Trainingstage und Wettkämpfe an 15 Wochenenden. Wir haben ca. fünfmal die Netze weggenommen und wieder drauf montiert, so genau wissen wir es nicht mehr. Wir haben - und das ist eine pure Schätzung - ca. 30 kg Power-Riegel produziert und es wurden auch alle - und das ist sicher - verdrückt. Wir haben diesen Winter genau einmal gefroren und zwar in Davos. Wir mussten auch diesen Winter viel und oftmals sehr kurzfristig umorganisieren. Irgendwie hat es schlussendlich aber immer geklappt mit den Bussen, mit dem Hotel, mit der Verpflegung.
Wir möchten uns bedanken bei unserem Skiclub am Bachtel, der immer hinter uns steht und uns immer unterstützt, egal was wir machen und egal was wir anstellen. Ein grosses Dankeschön auch der GRSZO, die jedes Jahr die Finanzierung der Schanzenanlage sicherstellt und uns immer machen lässt, egal was wir geplant oder auch nicht geplant umsetzen. Und natürlich möchten wir uns auch bei der Panoramaloipe bedanken, die auch diesen Winter - vor allem bei den Jump Days - uns mehrmals die Pisten perfekt präpariert hat.
Das Springen auf Matten hat sich definitiv bewährt. Nachwuchsspringer aus anderen Regionen sind November bis Dezember entweder gar nicht gesprungen oder waren jedes Wochenende auf der Suche nach einer Schneeschanze irrsinnig lange im Auto unterwegs. Wir sind in Gibswil geblieben, konnten ein paar schöne Trainingstage machen, die Kinder hatten den Sonntag Zeit mit der Familie noch etwas zu unternehmen. Und die Leistungen in den Winterwettkämpfen waren gut, teilweise sehr, sehr gut.
Und am Schluss einer langen Saison sieht es so aus:
Ok - zugegeben - ein bisschen stolz sind wir schon: sieben von acht Leadertrikots HNT im Skispringen, nicht schlecht. 18 Bachteler Athleten in der HNT-Gesamtwertung, das sind knapp ein Viertel aller NachwuchspringerInnen in der Schweiz, nicht schlecht. Aber eigentlich möchten wir langfristigen Erfolg und nicht One-Hit-Wonder, darum lies nach dem nächsten Bild weiter...
Weitere Resultat-Highlights aus unserer Sicht...
OPA-Spiele 2016:
Dominik Peter (7.), Mario Anderegg (18.)
Charlotte Suter (14.), Rea Kindlimann (27.)
Alpencup Baiersbronn:
Dominik Peter (27.)
Wir gratulieren allen zu ihren Leistungen!
Einfach kurz zusammenfassend unsere Gedanken zu den Resultaten und zur HNT-Gesamtwertung. Klar sind wir stolz, wenn so viele Bachteler Athleten in der Gesamtwertung so weit vorne sind und wenn am Schluss 7 von 8 Leadertrikots von Bachtelern getragen werden. Und wir verstehen jeden Athleten, der gerne in dieser Wertung ganz weit vorne sein möchte. Aber ob einer/eine 1., 5. oder gar 15. wird, ist für die weitere Entwicklung der Athleten nicht entscheidend. Was zählt ist die Arbeit im Training auf und neben der Schanze. Bereits nächstes Jahr ist die Gesamtwertung von diesem Jahr nur noch Makulatur.
Wie ein Athlet technisch springt oder was für Fortschritte er gemacht hat, ist oftmals nicht direkt und unmittelbar auf der Rangliste zu erkennen. Wie viele Jahre ein Athlet bereits oder erst springt, lässt sich auch nicht aus den Ranglisten herauslesen - es ist aber für die weitere Entwicklung oftmals nicht ganz unbedeutend. Es lohnt sich mal die HNT-Gesamtwertungen der letzten Jahre anzuschauen (
hier >), denn eines ist sicher: Ein Sieg in der Gesamtwertung - egal ob U10, U12, U14 oder U16 - ist definitiv keine Garantie für einen späteren Sprung in den Weltcup. Was zählt sind: fokussierte Arbeit in
allen Bereichen, Leidenschaft, Wille und Freude am Skispringen...und natürlich ein gutes Team im Rücken - Clubkollegen, Trainer, Betreuer und Familie.
Wir werden auch im nächsten Jahr die Athleten dort springen lassen, wo sie momentan von ihrem Leistungsvermögen hin gehören und was wir als Trainer vertreten können und was für uns Sinn macht und wenn es dann mal einen Nuller in der Gesamtwertung gibt, dann ist das halt so. Und es gibt grundsätzlich keine 30er-Springer und keine 60er-Springer und keine 90er-Springer. Es kann für jeden Springer extrem wertvoll sein, mal eine Schanzengrösse runter zu gehen und das ist keine Strafe, sondern ein Zeichen, dass uns die Entwicklung jedes Springers am Herzen liegt. Ansonsten könnten wir es uns einfach machen und einfach alles so weiterlaufen lassen wie immer - aber genau das möchten wir nicht.
Es sind diesen Winter 15 Berichte von Wettkämpfen und Trainings geschrieben und auf sprungschanze.ch aufgeschaltet worden. Ende Dezember 2015 sind 19 "Es stellt sich vor..."-Portraits von all unseren Athleten entstanden.
Einige Gedanken zum Training, einfach weil es uns wichtig ist:
Eines hat uns die letzten fünf Jahre Arbeit eindrucksvoll gezeigt: Das Springen auf der Schanze ist nur ein Teil vom Skispringen. Es gilt Voraussetzungen zu schaffen um auf der Schanze einen Schritt weiter zu kommen. Einige Athleten können wir noch 1000 Mal über die Schanze fahren lassen, bevor sie nicht koordinativ oder konditionell auf einem gewissen Level sind, sind auf der Schanze keine erkennbaren Fortschritte zu erwarten - davon sind wir überzeugt. Ein Hallen-, ein Inline- oder ein Langlauftraining kann für einige Athleten drei Mal so wertvoll sein wie ein Sprungtraining...das ist die Realität. Nicht, wer die meisten Sprünge macht, macht die grössten Fortschritte, sondern wer auch bereit ist zusätzlich zum Sprungtraining, neben der Schanze viel zu investieren - Beweglichkeit, Koordination, Rumpf, Sprungkraft, etc...
...und was bei uns immer gilt:
Alte Bewegungsmuster aufbrechen und neu verknüpfen, positive Emotionen schaffen, neue Bewegungen erlernen und anwenden, nicht immer alles neu, aber nicht immer alles gleich. Einfach etwas, was man immer gleich macht, mal anders machen...damit unser Gehirn nicht einrostet und damit wir lernfähig bleiben. Vielfalt im Denken und im Handeln. Bewegungsvielfalt. Ganz nach dem Motto: "Die Normalität ist eine gepflasterte Straße; man kann gut darauf gehen, doch es wachsen keine Blumen auf ihr." (Vincent van Gogh)
Ah ja...fast hätte ich es vergessen...ganz zum Schluss kommt meistens das Wichtigste...
Danke Sara...
...für die 55 Trainings und die 15 Wochenenden - du warst bei fast allen dabei - und wie immer komplett ohne Lohn, zumindest finanziell. Für die 1000 Mails und 300 Telefonanrufe in den letzten vier bis fünf Monaten, fürs Schanzenhaus putzen, fürs Organisieren von Bussen, Hotel, Material, Trainer, für die vielen Nerven, für das viele Kochen und Einkaufen, für die vielen Sitzungen, fürs Zwischendurch-mal-laut-werden - einfach, dass wir wissen, das du noch da bist, fürs Netze wegnehmen und wieder drauf montieren, fürs Sticken und Flicken, für all die Abrechnungen, für all den Smalltalk, für die teilweise 40-Stunden-Wochen - und alles nur fürs Skispringen, für all die Ideen und Projekte, für all das, was ich jetzt vergessen habe oder einfach gesagt: für all die Zeit, die du in das Ganze in den letzten sieben Jahren investiert hast...
und ein Jahr gibt es ja noch...
und dann schauen wir weiter...
so wie wir es immer machen.
Einen Film haben wir noch nicht, denn wir warten noch auf unser Lied:
Go Bachtel go,
und es wachsed eus Flügel,
Go Bachtel go,
immer höcher und wieter,
Go Bachtel go,
ein Weg und eis Team,
Go Bachtel go,
das isch eusi Ziit.
Nicola, 21.03.2016